snowflake in the melting pot
Moritz Götze, Nguyen Xuan Huy und Thitz

Drei Künstler streifen durch unsere schöne neue Welt, fragen, wie es weitergeht und setzen sie ins Werk. Moritz Götze, Nguyen Xuan Huy und Thitz sind malende Philosophen. Was sie uns für die Zukunft mitgeben, unterscheidet sich formell wie inhaltlich. Es wird spannend!


Paris Pont-Neuf Utopia, 2023, Tüten und Acryl auf Leinwand, 160 x 280 cm, 24.000 Euro 

Thitz formuliert farbenfrohe Utopien. Seine Werke präsentieren ein wohlgelauntes Heute und ein schwungvoll gezeichnetes Morgen. Auf seinen ausgedehnten Reisen sammelt er Attribute urbaner Kulturen – und was bildet eine Zivilisation besser ab als Einkaufstüten? Thitz recycelt sie vorbildlich in seine Stadtlandschaften, und ihre Laschen verwandeln sich in Reißleinen für den Sprung aus der nüchternen Realität in euphorische Dimensionen. Für Skepsis ist hier kein Platz.

 
Irrlichter, 2023, Öl auf Leinwand, 270 x 414 cm, 42.000 Euro

Ganz anders sieht Nguyen Xuan Huy die Dinge. Unsere Hybris, Blindheit und Ignoranz kleidet er in scharfsinnige Metaphern. Die dystopischen Visionen der Generation AI gießt er in die Formensprache der klassischen europäischen Malerei. Technisch ist er den Meistern der Vergangenheit ebenbürtig. Mental lebt er hellwach in der Gegenwart: Opulent, verspielt und erotisch obsessiv beschreibt er den Untergang des Abendlands.


Abschließendes Gespräch mit einem Künstler, 2023, Emailmalerei auf Stahl, 73x128 cm, 5000 Euro

In Moritz Götzes Bildern „kann nicht mal jemand zweifelnd in den Schatten treten, denn Schatten gibt es nicht“ schreibt Rüdiger Giebler. Götze lindert die paradoxe Desinformiertheit des Informationszeitalters. Er führt Kategorien wie Heldentum, Schönheit und Forscherdrang wieder ins Feld. Sein Remix der Hochkultur ruft Vergessenes in Erinnerung und rückt Verdrehtes wieder gerade. Götzes Emailmalereien sind so haltbar, dass sie überdauern, welche Zivilisation oder Barbarei auch kommen mag.