KUNSTPREIS DER STADT LIMBURG - DANA MEYER UND UNDINE BANDELIN
Kunstsammlungen der Stadt Limburg
26. September – 23. November 2014
Eine kleine Herde massiger Schweine hält im Herumtollen inne, richtet sich auf und blickt starr geradeaus, während im Hintergrund bunt gescheckte Pferde im Kreis laufen, als drehten sie sich in einem Karussell. Beide Tiergruppen strotzen vor kraftvoller Wildheit. Doch zu hören sind weder Grunzen oder Schnaufen, noch Scharren oder Stampfen. Denn beide Ensembles sind Kunstwerke: Die aus Eisen geschmiedete Schweineherde hat Dana Meyer geschaffen. Die Pferde hat Undine Bandelin über eine 230 mal 360 Zentimeter große Leinwand sprengen lassen.
Äußerst verschiedene Ausdrucksformen haben die aus Leipzig angereisten Künstlerinnen hier zu einer „terra animalis“, einer Welt der Tiere, zusammen gefügt. Entstanden ist ein Kosmos, der Traum und Wirklichkeit miteinander verbindet – und der Dana Meyer und Undine Bandelin den sehr realen und mit 5000 Euro dotierten Kunstpreis der Stadt Limburg beschert hat.
Mehr als 100 Künstler hatten sich um diesen mittlerweile überregional renommierten und von der Kreissparkasse Limburg finanzierten Preis beworben, sagte Bürgermeister Martin Richard (CDU), und André Kramm vom Förderkreis Bildende Kunst Limburg betonte, dass sich die Jury, bestehend aus Mitgliedern des Förderkreises und des Magistrats, einstimmig für „terra animalis“ ausgesprochen habe. Kunst und Künstlern eine „nachhaltige Förderung“ zukommen zu lassen, bleibe auch künftig ein Anliegen der Kreissparkasse, versicherte Vorstandsmitglied Mario Rohrer und bot eine kleine persönliche Interpretationshilfe für die gewaltige, energiegeladene Eisenskulptur eines Stieres, den Dana Meyer gefertigt hat: Ein Stier sei kein Bulle, aber ein wenig erinnere ihn dieses Arrangement doch an die Börse, meinte er schmunzelnd. Das Schöne an der Kunst sei eben, dass man sie individuell interpretieren könne.
„Tierisch glücklich“ über die Auszeichnung für das Duo Meyer-Bandelin zeigte sich auch Journalist Johannes Bröckers, der in seiner Laudatio über das großartige Zusammenspiel von Skulptur und Gemälde referierte. Die Power und Dynamik der Werke würden den Betrachter ansprechen und anspringen. Über die „emotionale Dimension“ und „Expressivität“ der Werke sprach auch Galerist Dr. Jörk Rothamel.
Er wies bei seiner Einführung in die Ausstellung darauf hin, dass Bildhauerin Dana Meyer ihre Skulpturen stets ohne Skizze, also ausschließlich aus der Vorstellung arbeiten würde. Die Künstlerin habe „ein absolutes Raumgefühl“. Das ist in der Ausstellung nicht nur bei massigen Schweinen, einem kraftvollen Stier und einem ebenso imposanten Ziegenbock zu erleben, sondern auch bei den kleiner dimensionierten Werken. So gibt es im Obergeschoss des Historischen Rathauses eine Sammlung von hauchzart ziselierten Insekten in Einweckgläsern.
In den Werken von Malerin Unide Bandelin sei dagegen eine enge Verbindung von „Animalismus und Animismus“, von Tierischen und übersinnlich Geistigem zu entdecken, erläuterte der Galerist Rothamel. Tatsächlich marschieren im Vordergrund des großformatigen, von Blau- und Grüntönen dominierten Bild „Der Gänsemarsch“ Gänse, während sich im Bildhintergrund Menschen ebenfalls in einem Gänsemarsch aufzureihen scheinen. Breiten Raum für individuelle Interpretationen bietet auch das aus vier Bildern bestehende Ensemble „Da liegt der Hund begraben“, „Gassi mit Hassi“, „Fass“ und „Underdog“. Der gleiche Siebdruck wurde hier in vier verschiedene Sinnzusammenhänge gestellt, so dass jedes Bild eine andere Aussage enthält.
Wer die Aussagen von „terra animalis“ von den Künstlerinnen Dana Meyer und Undine Bandelin selbst erklärt haben möchte, hat dazu am 23. November, dem letzten Ausstellungstag, um 14 Uhr Gelegenheit. Bis dahin ist die Ausstellung während der üblichen Öffnungszeiten des Historischen Rathauses zu sehen.
Von Anken Bohnhorst- Vollmer

