Thomas Mann und Buddhas Füße Eine Sommerreise mit Hans-Christian Schink

Thomas Mann und Buddhas Füße Eine Sommerreise mit Hans-Christian Schink
18. Juli 2018 - 18. Juli 2018

Deutsche Fotografen gelten eher als nüchtern und zurückhaltend, und Hans-Christian Schink ist sicherlich einer der leiseren Vertreter dieser Gilde. Seine Werke offenbaren ihre spektakulären Seiten oft erst auf den zweiten Blick, manchmal erst nach eingehender Befragung und Betrachtung - ergreifen dann jedoch um so nachhaltiger.

Unser Sommerspaziergang beginnt in der Hamburger Kunsthalle, die derzeit eine Schau präsentiert, deren Titel es an hanseatischer Zurückhaltung ein wenig mangeln läßt: "Entfesselte Natur. Das Bild der Katastrophe seit 1600". Neben zentralen Arbeiten aus den Beständen der Hamburger Kunsthalle kommen wichtige Leihgaben aus renommierten Museen und Sammlungen, darunter aus dem Musée du Louvre und dem Musée d’Orsay in Paris, der National Gallery und dem Victoria and Albert Museum in London und dem Kunsthaus Zürich. Schink ist in der opulenten Schau mit vier Arbeiten seiner Tohoku-Serie präsent, die nach dem Tsunami von 2011 entstand. Die Ausstellung läuft bis 14. Oktober.

 
HC Schink, Rikuzentakata, Honmaru (1), Iwate Prefecture, 2012, C-Print/Diasec

Aus dem kühlen Hamburg geht es ins sonnige Kalifornien. In Pacific Palisadeswurde Thomas Manns Wohnhaus, in welchem er sein Exil verbrachte, nach einer umfassenden Sanierung Ende Juni durch den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier wiedereröffnet. Das Haus dient künftig als Residenzort für Wissenschaftler und Intellektuelle. Eines der beiden ausgestellten Kunstwerke ist Schinks Los Angeles-Motiv aus der Serie "1h". Ein Solitär!


Thomas Mann House, Pacific Palisades


HC Schink, 2/23/2006, 4:04 pm – 5:04 pm, N 34°03.712’ W 118°20.979’, Serie "1h", Silbergelatineabzug, Auflage 8+2 ap


Eine umfassende Werkschau des Künstlers ist indessen in Saarbrückenzu bewundern. Das Saarlandmuseumzeigt seine Ausstellung "Hier und dort" noch bis zum 5. August.

HC Schink, Sanitz, 2005, C-Print/Diasec, 121 x 143 cm und 178 x 211 cm, Auflage 5 + 3

Die Ausstellung gibt einen Überblick der bisher bekanntesten Werkgruppen von Hans-Christian Schink und zeigt zudem eine größere Auswahl von Bildern aus seiner jüngsten Serie „Hinterland“.  Schink fotografierte in den letzten zwanzig Jahren weltweit, in Amerika und in Asien, in Spitzbergen und der Antarktis. Trotzdem behielten Arbeiten, die in Deutschland entstanden,, große Bedeutung: Etwa die Serie „Verkehrsprojekte Deutsche Einheit“, die sich mit einem geschichtsträchtigen Wandel  der Topografie auseinandersetzt. Schinks Werk erschöpft sich aber nicht in einem raumzeitlichen Fotografiebewusstsein. In der Serie „1h“ belichtet er Landschaftsaufnahmen exakt eine Stunde lang und protokolliert damit die Bewegung der Erde, indem die Sonne eine schwarz solarisierte Linie ins Bild zu zeichnen scheint: Licht und Zeit werden hier zu Grundmaterialien des Fotografen.

 

Im me Collectors Room Berlin(Stiftung Olbricht) versammelt die Ausstellung THE LONG NOW vom 8. Juli bis zum 27. August 2018 20 aktuelle künstlerische Positionen, in denen unterschiedliche Aspekte von Zeitlichkeit zum Tragen kommen.

 
HC Schink,3/28/2010, 6:43 am—7:43 am, S 08°27.131’ E 119°52.396’, Serie "1h", Silbergelatineabzug, gerahmt, Auflage 8+2 ap

Diese betreffen unseren Zeitbegriff ebenso wie die Muster der Zeitwahrnehmung und nicht zuletzt die Darstellung von Zeit. Die Zeit erweist sich dabei zusehends als offene Größe, die sich in der subjektiven Erfahrung gänzlich anders zeigt als auf den Zifferblättern unserer Uhren. Polaritäten wie Ruhe und Unruhe, Be- und Entschleunigung, aber auch Augenblicklichkeit, Dauer und Vergänglichkeit werden zu zentralen Kategorien

Das Kunstmuseum Moritzburg in Halle an der Saalezeigt bis zum 16. September  "ins Offene -  Fotokunst aus dem Osten Deutschlands seit 1990".


HC Schink, 1/05/2010, 5:46 pm – 6:46 pm, S 06°26.486‘ E 039°27.776‘, Serie "1h", Silbergelatineabzug, gerahmt, Auflage 8+2 ap

Die Ausstellung widmet sich mit dem Abstand von mehr als 25 Jahren erstmals der Frage, welchen Einfluss der Wechsel politisch-ideologisch wie ökonomisch konträrer Gesellschaftssysteme auf das Werk, die Biografie und die künstlerische Weltsicht von Fotografinnen und Fotografen hatte und bis heute hat. So werden am künstlerischen Werk ablesbare und erkennbare Veränderungen und Entwicklungen – persönliche und soziale wie auch allgemein gesellschaftliche – ebenso wie künstlerische Kontinuitäten und Konsequenzen der in diesem Zeitraum entstandenen Fotografien im direkten Vergleich erlebbar.

 

Das SCHAUWERK Sindelfingenzeigt bis 6. Januar 2020 zeitgenössische Fotografie aus der Sammlung Schaufler und knüpft damit an den ersten Teil der Ausstellung LICHTEMPFINDLICHvon 2011 an, die den großen Sammlungsbestand dieses Mediums erstmals dem Publikum im eindrucksvollen Raum des ehemaligen Hochregallagers im SCHAUWERK vorstellte. Das Hochregallager beeindruckt durch seine umlaufende Rampe, die sich über fünfzehn Meter Höhe erstreckt: ein Ausstellungsort par excellence für die Fotografie mit spannenden Sichtachsen über Nah- und Fernsicht.


HC Schink, Büro (4), 1998, C-Print/Diasec, 178 x 211 cm und 121 x 143 cm, Auflage 5 + 3

LICHTEMPFINDLICH 2 präsentiert neben Hauptwerken aus dem ersten Ausstellungsteil auch bislang nie gezeigte Werke, so dass ein umfangreicher Überblick der zeitgenössischen Fotografiesammlung entsteht. Das Hauptinteresse der Sammler Peter Schaufler und Christiane Schaufler-Münch gilt nicht dem Medium als solches und seiner Geschichte, sondern vielmehr geht es um die Faszination, die von bestimmten Motiven, Bilderfindungen und deren formaler Umsetzung ausgeht.Die klassischen Genres der Fotografie – Akt, Portrait, Landschaft, Architektur oder Industrie – spiegeln sich in den Arbeiten wider, sind aber oftmals Zitate oder Stadien eines konzeptuellen Prozesses. Die meisten Protagonisten innerhalb der Sammlung haben den konventionellen Rahmen der Fotografie hinter sich gelassen. Zu den gezeigten Künstlern zählen Nobuyoshi Araki, Thomas Demand, Günther Förg, Andreas Gursky, Candida Höfer, Robert Mapplethorpe, Hiroyuki Masuyama, Bettina Rheims, Thomas Ruff und Hans-Christian Schink.

 

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Diesen Frühsommer erschien im Kerber Verlag HC Schinks neuester Katalog "Burma". Damit ist die gleichnamige Serie des Künstlers abgeschlossen. Zwischen 2013 und 2016 unternahm Hans-Christian Schink mehrere Reisen nach Burma. Ihn faszinierte die Widersprüchlichkeit eines Landes, das sich nach fünfzigjähriger Militärdiktatur in rasantem Wandel zu einem Staat mit den typischen Entwicklungen asiatischer Formen des Kapitalismus befindet. Und das trotz seiner konfliktreichen und blutigen Historie, seiner zahlreichen noch immer schwelenden ethnischen, religiösen und politischen Auseinandersetzungen und den überall sichtbaren Folgen der Misswirtschaft der Generäle als Projektionsfläche für westliche Sehnsüchte nach dem Zauber des ursprünglichen und friedfertigen Daseins dient.

 

Wir zeigen ab 8. September Ausschnitte aus dieser umfangreichen Serie in Frankfurtund laden Sie jetzt schon herzlich zur Eröffnung am 7. September 2018 um 19 Uhr ein. Der Künstler wird anwesend sein. Falls Sie eine Berichterstattung planen, senden wir Ihnen gern ein Exemplar des opulenten Kataloges zu.

 
HC Schink, Mya Thar Lyaung, Bago, Burma series, 2013, ed. 8+2ap

Hans-Christian Schink
Burma
8. September bis 9. November

Eröffnung am Freitag, 7. September im Rahmen des Saisonstarts


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