Instagram und Realismus. Nguyen Xuan Huy erneuert die europäische Malerei.

Instagram und Realismus. Nguyen Xuan Huy erneuert die europäische Malerei.
22. Juli 2021

Dieses Bild und viele weitere sind gerade in der Ausstellung vom 17. Juni bis 3. Oktober 2021 in Schloß Wilhelmsburg zu sehen.
https://www.museumwilhelmsburg.de/aus...
Eine der spannendsten Positionen der aktuellen deutschen Malerei vertritt ein in Hanoi geborener Mann.
Seine Werke sind nichts weniger als der Vorschlag zu einer neuen europäischen Kunst, welche die ideologischen Irrwege des 20. Jahrhunderts überwindet und den Fetisch der Avantgarde hinter sich läßt.
Zu einer Kunst, die den Weg in eine neue Aufklärung weist.

Ein halbes Jahrtausend lang – von der Renaissance bis zu den Impressionisten - schilderte die europäische Malerei Geschichten, Gleichnisse und Legenden.
Am Vorabend des Ersten Weltkrieges, als Europa zu zerbrechen begann, rückten die „Avantgarden“ die künstlerische Momentaufnahme in den Mittelpunkt, den Schock, die emotionale Überwältigung.
Die narrative Malerei verlor ihre Bedeutung.

Die Sehnsucht nach Geschichten ist wieder da. Die formellen Ansprüche des jungen Publikums sind hoch - die Bilder- und Datenflut der Digitalisierung setzt Maßstäbe.
Treffen „Digital Natives“ auf Nguyens Werke, sind sie fasziniert. „Alles gemalt? Von Hand?? Wie geht das???“ Wenden sich junge Rezipienten den Inhalten seiner Gemälde zu, sind sie überrascht und gefesselt. Die Erzählungen sind außerordentlich facettenreich, reichen tief in die Kunstgeschichte und sind zugleich brandaktuell.

Die Gegenwart betrachtet Nguyen aus der Perspektive der Aufklärung. Logische Analysen gelten ihm mehr als ideologische Standpunkte. Oft trifft er seine Aussagen in Form mythologischer, philosophischer oder literarischer Gleichnisse. Diese Malerei ist eine kultiviert und zugleich schonungslos formulierte künstlerische Analyse der aktuellen Verfassung unseres Kontinents und des Geisteszustands seiner Bewohner.

Nguyen Xuan Huy wurde 1976 in Hanoi geboren. Er studierte an der Architekturhochschule Hanoi, an der Ecole des Beaux Arts in Bordeaux und erwarb 2003 sein Diplom der Malerei an der HfKD Burg Giebichenstein in Halle. Er lebt und arbeitet in Berlin.

Bildnachweis Jean-François Millet, Das Angelus Läute, 1857 - 1859, Öl auf Leinwand, 66 x 55 cm
Nguyen Xuan Huy, No Guarantee, 2020, Öl auf Leinwand, 220 x 150 cm

Kamera und Ton: Robin Rottstädt
Schnitt: Anna Schwarzenau


Alle News anzeigen »